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Impressionen vom Aufenthalt in Jimma von Dr. Nadine Diwersi

Ich war von Anfang Januar bis Ende März 2020 als Ärztin in Jimma tätig. Hier einige Impressionen der ereignisreichen, herausfordernden und eindrücklichen Zeit in Äthiopien.


Ohne die kleinen dreirädrigen Gefährte geht in Äthiopien wenig. Das Bajaj ist neben den kleinen Taxibussen Fortbewegungsmittel Nr. 1. Und erstaunlich geräumig, wenn man dem Fahrer das Beladen überlässt. Das GoStar Team fährt meistens mit Tasfaj, unserem Fahrer des Vertrauens. Früher war Tasfaj Spieler des städtischen Fussballvereins Jimma Aba Jifar, dem FC Bayern Äthiopiens. Tasfaj spricht kaum Englisch, aber irgendwie hat er uns immer dorthin gebracht, wo wir hinwollten. Und bei einem Fussballmatch waren wir natürlich auch live dabei.

Meine äthiopische Laufgruppe. Die meisten haben keinen einzigen, der 3x wöchentlichen Lauftreffs verpasst in den letzten 16 Jahren. Entsprechend laufen sie auch. Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag ging es für 2h durch die Äthiopische Landschaft. Nach einer Stunde gab es jeweils eine kleine «Pause», die mit Kardioeinheiten und musikalischer Begleitung aus einer Bluetoothbox begleitet wurde. Alles in atemberaubender Landschaft.


Auf Visite mit Joseph, einem jungen Assistenzarzt, der nach seiner Ausbildung zum Unfallchirurgen in sein Heimatdorf in den Sudan zurückkehren möchte, um als einer von dann zwei Unfallchirurgen des Landes zu arbeiten.


OP Vorbereitung für den Folgetag. Bei einem kleinwüchsigen Patienten mit Unterschenkelfraktur rechts, versuche ich Anhand der Gegenseite abzuschätzen, auf wieviel ich die derzeit einzig verfügbare Platte kürzen muss. Ein Röntgenbild liegt uns nur als schlechtes Foto auf dem Handy seines Bruders vor, der meist nicht zugegen ist.


Visite unter der Treppe auf dem Notfall. Es stellte sich raus, dass die Patientin dort schon mehrere Tage lag. Sie wurde schlichtweg übersehen. Ihre Unterschenkelfraktur konnten wir am Folgetag operieren. Beklagt hat sich die Patientin nie.


Mangels Röntgenbild versuche ich mir die komplexe Oberarmfraktur der Patientin im Operationssaal mittels Skizzen und einem Kunstknochen zu visualisieren. Das hilft mir während der Operation Platten- und Schraubenlage auch ohne Bildverstärker im Saal vorhersagen zu können.


Im Operationssaal mit 3 meiner Assistenten. Sie sehen gespannt zu wie ich versuche, einen in der Fraktur verhakten Nerv möglichst schonend zu befreien.


Impressionen aus dem Operationssaal.


Im Notfall lässt es sich auch mit Stirnlampe Operieren.


Trauma OPs ohne Röntgen im OP konnte ich mir anfangs nur schwer vorstellen. Ich lernte aber schnell, dass eine akribische Vorbereitung wichtiger ist. Und profitiere davon noch heute. Auch wenn ich in Luzern wieder auf das intraoperative Röntgen zählen kann, bereite ich mich noch immer mit detaillierten Skizzen auf jede OP vor, mehr noch als vor meiner Zeit in Äthiopien.


Mein Zuhause auf Zeit mit allem, was man braucht und für äthiopische Verhältnisse geradezu luxuriös.


Sogar mein eigenes «Fitness-Studio» hatte ich im Garten.


Im Garten des GoStar Gästehauses lässt es sich aushalten. Hier habe ich jeweils den nächsten Tag vorbereitet. Weshalb Nighat, die Haushälterin und gute Seele des Hauses, den Garten immer als mein Office bezeichnet hat. Ich wünschte, ich hätte ein solches Office in Luzern.


Die Verkäuferinnen am Avocadostand betrachten mich skeptisch. Nach ein paar Wochen kannten sie mich und hielten immer die besten Avocados für mich versteckt parat. Äthiopische Gastfreundschaft. Dabei verstand keiner die Sprache des anderen.


Am Obststand mit Nighat, links im Bild, und der «Fruit Woman», die immer ein Lächeln parat hatte und das beste Obst auf dem Markt.

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